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RETROKUNST UND NEUE ROMANTIK –
Was fängt die Gegenwartskunst mit der Vergangenheit an?
In allen Epochen der Kunst- und Kulturgeschichte gab es Versuche, die Kunst durch demonstrative Rückwendung und Rückverweis auf bestimmte Vergangenheiten zu beleben und zu erneuern. Klassizismus, Romantik und Historismus leben von dieser schöpferischen Paradoxie. Die modernistischen Avantgarden des 20. Jahrhunderts haben diese Phänomene systematisch als dekadent und unkreativ dämonisiert, die sogenannte Postmoderne war der bislang letzte Versuch, den Herrschaftsanspruchs der Gegenwart gegenüber der Vergangenheit zu brechen. Darstellende Künste, Literatur, Philosophie, Religion, historische und hermeneutische Wissenschaften sind ohne intensiven Dauerbezug zur Vergangenheit und ihren Werken nicht existenzfähig und haben damit kein Problem. Hingegen gilt es in der bildenden Kunst und bestimmten kreativen Milieus weithin als Selbstverständlichkeit, dass sich das Gegenwartsschaffen vom Vergangenen zu distanzieren habe.
Die Tagung fragt danach, in welcher Weise Kreativität und Imitation, Tradition und Innovation in den Künsten zusammenhängen und warum sie immer wieder auseinanderdriften.